Donnerstag, 12. März 2009

Von schwebenden Torii, heiligen Rehen und verheirateten Steinen (Tag 5)

Reisebeicht Tag 5:

(Ich weiß ja nicht, wie´s euch geht, aber ich muss immer an die Melodie aus Indiana Jones III denken, wenn ich die rote Reiseroute mit den Augen nachfahre...)

Nach ausreichend Gepose in der japanischen Sahara, einer erholsamen Nacht in einem Business Hotel in Osaka und anschließendem Frühstücksbuffet im 17. Stock fuhren mit dem Kintetsu Express am frühen Morgen nach Nara. Ähnlich wie Kyoto ist Nara gespickt mit Tempeln und UNESCO Weltkulturerben. Zudem blickt Nara als frühere Hauptsstadt Japans auch politisch auf eine bedeutende Vergangenheit zurück.

Zunächst stand die fünfstöckige Pagode Naras auf unserem Programm, die nur um Zentimeter von ihrem Pendant aus Kyoto geschlagen wird. Kaum aus dem Bahnhof getreten, fiel uns die Horde von Rehen auf, die überall die Straße säumten als hätten sie noch nie von einem Wald gehört. Ein Schild am Straßenrand unterrichtete den unwissenden Touristen, dass es sich bei den Rehen Naras um nicht einfach so dahergelaufene 01815 Huftiere handele, sondern gar um heilige Kreaturen, die früher, also noch vor Internet und Takeshis Castle, die Funktion als Boten zwischen den Kami genannten Gottheiten und dem gemeinen Menschen innehatten.


Dementsprechend führten sie sich auch auf! Überall lungerten die Viecher rum und kaum hatte man einen Keks in der Hand galoppierten sie heran, formierten sich, schickten ein Kameraden voran, der dem unschuldigen Halter des Gebäcks ins Bein biss, worauf sich die Komplizen des Kekses ermächtigten, um sich flugs mit ihrer Beute von dannen zu machen. Gut, Böswilligkeit will ich den Götterboten nicht unterstellen, aber mich hat tatsächlich so´n Scheinbambi ins Bein gebissen!



Die Rehe skeptisch im Augenwinkel führte uns der Weg von der tollen Pagode in Richtung Naras top-notch Attraktion: dem Todaiji. Der Todaiji ist ein beeindruckender Tempel, dessen Inneres eine riesige wasweißichwievieletonnenschwere Buddha-Statue enthält. Und nebenbei rühmt sich der Todaiji noch als größtes Holzbauwerk der Welt. „Nä“, dachte ich mir und ging erst mal rein. Über die Buddha-Statue im Herzen des Weltgebäudes habe ich mich besonders gefreut, habe ich doch nun mein erstes Quest: „Find and photorape all three Daibutsu (Buddha statue)!“ erledigt RPG-Freunde kennen das gute Gefühl! FYI; im Hinterteil des Todaiji befindet sich eine Säule, an deren Fuße ein Loch eingelassen ist. Dieses Loch hat den gleichen Durchmesser wie eine Nüster des Buddha, der bei Erdbeben übrigens gerne mal seinen Kopf verliert. Eine Legende besagt (die Sätze sind immer gut, wa?), dass demjenigen, der sich durch das nüsterngroße Loch quetschen kann, ewige Erleuchtung widerfährt. Gut, Kinder haben natürlich immer leichtes Spiel, aber die eh nichts mit Erleuchtungen anfangen können, nehmen wir die einmal außen vor. Da aber auch Erwachsene gerne mal die Erleuchtung mitnehmen, wenn sie sie kriegen können, lassen sich reihenweise ausgewachsene Nasenpopler beobachten, wie sie sich, bäuchlings in einer Säule steckend, zum Gespött der Touristen machen (natürlich habe ich es auch versucht und musste feststellen, dass ich mich ebenfalls nur lächerlich mache) Na ja, das Leben ist eh viel interessanter ohne Erleuchtung!


Danach ließen wir uns noch einige Stunden vom historischen, eigentümlichen Ambiente Naras treiben. De Wolken hingen regengeschwängert dicht über den Holzdächern der Stadt und der Park, dessen Fläche fast die Hälfte Naras einnimmt, war in dichten Nebel gehüllt. Die Zeit scheint hier langsamer voranzuschreiten…An mit Moos bedeckten Steinlaternen ging es vorbei zu jahrhundertealten Tempeln, beäugt von den heiligen Rehen.


(Foto rechts: Asahi Bierkisten vor einem Tempel. Und da sagt noch mal Einer, Leute, die in Tempeln wohnen, saufen nicht gerne!)




(Foto links: Welcome to cool Japan. Ein Souvenirgeschäft nach meinem Geschmack! Ratet mal, wer sich die Ninja-Boots gekauft hat? Ha, awesome!)




Nach einer stärkenden Mahlzeit setzten wir uns wieder in Bahn und fuhren unserem nächstem Ziel entgegen: Ise, das bekannt ist fü den Ise-Schrein, dem höchsten shintoistischen Heiligtum ever!


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