Sonntag, 28. Juni 2009

御無沙汰

Nach langem Schweigen folgt endlich ein neuer Blogeintrag. Ich hoffe, dass ich auf Grund der langen Abstinenz nicht meine gesamte Leserschaft verloren habe (Tom, schau mal wieder vorbei!).
Da ständig überall gesagt wird, Bilder sprächen mehr als 1000 Worte, werde ich der Sache jetzt mal auf den Grund gehen und ein paar Eindrücke aus den letzten drei Monaten Revue passieren lassen:



Bahnsteig in Shinjuku: Der Bahnhof mit dem höchsten täglichen Passagieraufkommen der Welt







Piratenschiff in Hakone. Auf einem bunten Piratenschiff (mit einer Figur von Napoleon Bonaparte als Steuermann -.-?) kann man über den Lake Ashi schippern und bei gute Wetter den Fujisan sehen.






Appetitlich angerichtetes Walfleisch in einem Izakaya.
(Disclaimer: Rettet die Wale)







Greaser vor dem Yoyogi Park: Die Jungs treffen sich jeden Sonntag Mittag gut frisiert und mit zwei Paletten Dosenbier vor den Toren des Parks und legen ´ne flotte 60er Jahre Rock-Sohle aufs Parkett.
So haben sie sich schon einige Fernsehauftritte erschwoft.






Eine Kirschblüte hängt träge vor dem Tokyo Tower und dem Zozoji-Tempel, an dem wir auch ins neue Jahr gefeiert haben.







Hanami im Shinjuku Gyoen-Park: Wenn zur April die Kirschblüte blüht, versammelt sich ganz Japan in den Parks, begießt den Frohsinn mit rauen Mengen Alkohol und feiert bis nach drei Wochen auch die letzte Blüte vom Baum gefallen ist...







...wenn man dann genug getrunken hat, dann wird sich gerne mal ausgezogen und im Teich Gitarre gespielt.







Nachmittagssonne über dem Friedhof in Nippori.
In Japan werden die Verstorben häufig kremiert und in Urnen ihren Leidensgenossen in Familiengräbern beigesetzt.






Fu-sion in Matsushima bei Sendai: Die Landschaft gehört zu den Nihon Sankei, den three most scenic views of Japan. Die Küste ist gesäumt mit vielen kleinen von Pinien bewachsenen Felsinseln.
(Statuts Nihon Sankei: 2/3 complete)





Lebensmüde machen wir uns an eine Portion Fugu, dem giftigen Kugelfisch.
Durchschnittlich sterben noch 5 Japaner im Jahr an den giftigen Innereien des Kugelfisches. Dabei soll es sich aber um lizenzlose auf-gut-Glück-auch-mal-Fugu-Esser handeln oder Junkies, die sich aus der gifthaltigen Leber eine Droge basteln.
Wir haben es jedenfalls überlebt (-.-)y-~




Das Asahi Beer Headquarters in Asakusa, Tokyo, klassisch im postmodernen Bierglas-Stil erbaut.
Das seltsame Objelt daneben steht, trotz allen Hohn und Spotts, für die Flamme der Leidenschaft der Asahi Belegschaft, mit der sie das bernsteinfarbene Brauereierzeugnis herstellen! Weiter so, Männers!








Blick aus der "Schaumkrone" des obigen Gebäudes.








Karaoke mit Arbeitskollegen.
Karaoke Boxen sollte man in Deutschland ebenfalls einführen; jedes Mal wieder sehr lustig!







Der Kinkakuji in Kyoto: Blick auf den Golden Pavillon im Zuge eines Ausfluges in die alte Kaiserstadt Anfang Mai . Immer wieder schön anzusehen!






Am Kiyomizudera in Kyoto: Eine Japanerin freut sich wie eine Schneekönigin, als sie erfolgreich mit geschlossenen Augen den 15 m langen Weg von einem "Liebesstein" zum anderen zurückgelegt hat. Wie an anderer Stelle bereits beschrieben, wartet nun ewige Liebe auf sie. Glückwunsch!





Eingangstor zum Heian Tempel in Kyoto
FYI, Ihr habt Euch bestimmt schon mal gefragt, warum es an jedem Tempeltor eine ca 20cm hohe Eingangschwelle gibt, über die man steigen muss, nicht wahr? Nun, die Antwort ist ganz raffiniert: Damit die bösen Geister nicht hereinkommen können.
Die können nämlich keine Treppen steigen, ha!




Arashiyama in Kyoto:
Zwei Japanerinnen genießen die harmonische Landschaft







Mit Freunden ging es zurück an eine ehemalige Wirkungsstätte:
Die Asahi Brauerei in Ibaraki. Best place ever!







Flanieren auf der Ginza in Tokyo

Sonntag, 29. März 2009

Sayonara, Meiji University!

Von Ende September bis Anfang Januar war ich als Austauschstudent an der Meiji University immatrikuliert. Bis Dezember lief das Intensive Language Course Program, an dem ich mit meinen Bremer Mitstudenten teilnahm. Nebenbei durften wir, wie in einem anderen Eintrag beschrieben, auch am normalen Vorlesungsbetrieb der School of Commerce teilnehmen.


Am 31. Januar gab es noch eine Abschlussveranstaltung für alle Austauschstudenten. Dass wir alle nach der Reihe aufgerufen wurden und kurz unser Fazit ziehen sollten, hat uns recht überrascht...

Sonntag, 22. März 2009

Von schwebenden Torii, heiligen Rehen und verheirateten Steinen (Tag 6)

Reisebericht Tag 6:

Der letzte Tag sah einen Besuch des ältesten Tempel Japans vor (also wir haben den Tempel besucht, nicht umgekehrt), den Ise Jingu!

Bevor es aber zum vermeintlichen Highlight unserer Reise ging, machten wir in früher Morgenstund´ einen Abstecher nach Futami, Heimat der verheirateten Steine (Meoto-iwa).


Diese boten bei Sonnenaufgang ein schönes Bild. Mehrere Male im Jahr wird das über eine Tonne wiegende Seil ausgetauscht und viele Schaulustige wohnen der Vermählung der beiden Felsen bei, wobei der große Felsen den Bräutigam und der kleinere die Braut repräsentiert. Ich denke mal, dass so etwas in Deutschland gar nicht möglich wäre, da entsetzte Feministen ob der Diskriminierung den „männlichen“ Felsen umgehend zerstören würden. Eine unreife Orange zum Frühstück stibitzt, ging es zurück nach Ise, zum Ise Jingu!


Die Gebäudeanlage besteht aus zwei Hauptschreinen, dem Inner (Naiku) und dem Outer Shrine (Geku), die ca. 6km von einander entfernt liegen, sowie 125 kleineren Schreinen.

Alle 20 Jahre werden die beiden Hauptschreine, die vor mindestens 2000 Jahren zu Gedenken der Sonnengöttin Amaterasu errichtet wurden, abgebaut und wieder neu errichtet.

Das innere der Schreine ist höchst heilig und kann nur von der kaiserlichen Familie und ausgewählten Priestern betreten werden. Das Eingangstor und ein hoher Wall verdecken sowohl beim Naiku als auch beim Geku den Blick auf den Hauptschrein, so dass nur die goldenen Giebel des archaischen Gebäudes zu sehen sind. Nach eigener Theorie könnten sich anderorts bereits ausgestorbene Tiere noch in dem für Normalsterbliche unzugänglichen Teil der Anlage befinden. Das ist zwar noch unbewiesen, aber seid euch meiner Nachforschungen zu diesem Thema gewiss.

Auf dem weitläufigen Gebiet stehen noch viele andere Gedenkstätten, unter ihnen auch Replika der geheimnisvollen Haupthäuser des Naiku und Geku.



Der Weg zum Inner Shrine führt entlang an einer lebhaften Straße im traditionell japanischen Stil, gesäumt mit Geschäften, die geräucherten, gebratenen, gesalzenen, getrockneten, gegarten und geölten Fisch anpreisen oder andere japanische Leckereien, meist Gebäck oder süße Bohnenpaste, feilbieten (Bild oben mitte: fieser toter Tintenfisch)


Als letzte Station stand Nagoya auf dem Programm. Ein paar Stunden Spaziergang durch Japans viertgrößte Stadt sollte uns aus dem Landtrott zurück ins hektische Treiben einer Großstadt zurückholen. Hätten wir in den letzten 5 Tagen nicht schon ungefähr 37 Burgen gesehen, hätten wir der Anlage mit dem berühmten goldenen Shachi-Hoko, ein japanisches Fabelwesen, das einem Karpfen mit Tigerkopf ähnelt, sicherlich noch mehr abgewinnen können.




Müde und ausgelaugt ließen wir japanische Fabelwesen japanische Fabelwesen sein und stiegen ein letztes Mal in die Bahn – zurück nach Tokyo, die „eigenen vier Wände“.


Dann hieß erst einmal neue Wohnung suchen, Sachen packen und ab 1. Februar hinein in die Arbeitswelt!

Donnerstag, 12. März 2009

Von schwebenden Torii, heiligen Rehen und verheirateten Steinen (Tag 5)

Reisebeicht Tag 5:

(Ich weiß ja nicht, wie´s euch geht, aber ich muss immer an die Melodie aus Indiana Jones III denken, wenn ich die rote Reiseroute mit den Augen nachfahre...)

Nach ausreichend Gepose in der japanischen Sahara, einer erholsamen Nacht in einem Business Hotel in Osaka und anschließendem Frühstücksbuffet im 17. Stock fuhren mit dem Kintetsu Express am frühen Morgen nach Nara. Ähnlich wie Kyoto ist Nara gespickt mit Tempeln und UNESCO Weltkulturerben. Zudem blickt Nara als frühere Hauptsstadt Japans auch politisch auf eine bedeutende Vergangenheit zurück.

Zunächst stand die fünfstöckige Pagode Naras auf unserem Programm, die nur um Zentimeter von ihrem Pendant aus Kyoto geschlagen wird. Kaum aus dem Bahnhof getreten, fiel uns die Horde von Rehen auf, die überall die Straße säumten als hätten sie noch nie von einem Wald gehört. Ein Schild am Straßenrand unterrichtete den unwissenden Touristen, dass es sich bei den Rehen Naras um nicht einfach so dahergelaufene 01815 Huftiere handele, sondern gar um heilige Kreaturen, die früher, also noch vor Internet und Takeshis Castle, die Funktion als Boten zwischen den Kami genannten Gottheiten und dem gemeinen Menschen innehatten.


Dementsprechend führten sie sich auch auf! Überall lungerten die Viecher rum und kaum hatte man einen Keks in der Hand galoppierten sie heran, formierten sich, schickten ein Kameraden voran, der dem unschuldigen Halter des Gebäcks ins Bein biss, worauf sich die Komplizen des Kekses ermächtigten, um sich flugs mit ihrer Beute von dannen zu machen. Gut, Böswilligkeit will ich den Götterboten nicht unterstellen, aber mich hat tatsächlich so´n Scheinbambi ins Bein gebissen!



Die Rehe skeptisch im Augenwinkel führte uns der Weg von der tollen Pagode in Richtung Naras top-notch Attraktion: dem Todaiji. Der Todaiji ist ein beeindruckender Tempel, dessen Inneres eine riesige wasweißichwievieletonnenschwere Buddha-Statue enthält. Und nebenbei rühmt sich der Todaiji noch als größtes Holzbauwerk der Welt. „Nä“, dachte ich mir und ging erst mal rein. Über die Buddha-Statue im Herzen des Weltgebäudes habe ich mich besonders gefreut, habe ich doch nun mein erstes Quest: „Find and photorape all three Daibutsu (Buddha statue)!“ erledigt RPG-Freunde kennen das gute Gefühl! FYI; im Hinterteil des Todaiji befindet sich eine Säule, an deren Fuße ein Loch eingelassen ist. Dieses Loch hat den gleichen Durchmesser wie eine Nüster des Buddha, der bei Erdbeben übrigens gerne mal seinen Kopf verliert. Eine Legende besagt (die Sätze sind immer gut, wa?), dass demjenigen, der sich durch das nüsterngroße Loch quetschen kann, ewige Erleuchtung widerfährt. Gut, Kinder haben natürlich immer leichtes Spiel, aber die eh nichts mit Erleuchtungen anfangen können, nehmen wir die einmal außen vor. Da aber auch Erwachsene gerne mal die Erleuchtung mitnehmen, wenn sie sie kriegen können, lassen sich reihenweise ausgewachsene Nasenpopler beobachten, wie sie sich, bäuchlings in einer Säule steckend, zum Gespött der Touristen machen (natürlich habe ich es auch versucht und musste feststellen, dass ich mich ebenfalls nur lächerlich mache) Na ja, das Leben ist eh viel interessanter ohne Erleuchtung!


Danach ließen wir uns noch einige Stunden vom historischen, eigentümlichen Ambiente Naras treiben. De Wolken hingen regengeschwängert dicht über den Holzdächern der Stadt und der Park, dessen Fläche fast die Hälfte Naras einnimmt, war in dichten Nebel gehüllt. Die Zeit scheint hier langsamer voranzuschreiten…An mit Moos bedeckten Steinlaternen ging es vorbei zu jahrhundertealten Tempeln, beäugt von den heiligen Rehen.


(Foto rechts: Asahi Bierkisten vor einem Tempel. Und da sagt noch mal Einer, Leute, die in Tempeln wohnen, saufen nicht gerne!)




(Foto links: Welcome to cool Japan. Ein Souvenirgeschäft nach meinem Geschmack! Ratet mal, wer sich die Ninja-Boots gekauft hat? Ha, awesome!)




Nach einer stärkenden Mahlzeit setzten wir uns wieder in Bahn und fuhren unserem nächstem Ziel entgegen: Ise, das bekannt ist fü den Ise-Schrein, dem höchsten shintoistischen Heiligtum ever!


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Samstag, 14. Februar 2009

Von schwebenden Toori, heiligen Rehen und verheirateten Steinen (Tag 4)

Reisebericht Tag 4:
Zum urbanen Flair Kobes stand unser nächstes Ziel im krassen Gegensatz: Tottori.
Laut althergebrachten Legenden und dem WorldWideWeb soll es in der Hauptstadt der gleichnamigen Präfektur eine Wüste geben! W-ü-s-t-e!
Noch recht ungläubig aber wüstenhungrig machten wir uns jenen Abend auf den Weg an die Ostküste Japans. Der Plan sah vor, gegen 22Uhr die Nachtbahn zu nehmen und morgens ausgeschlafen in Tottori anzukommen. Im Kobe Hauptbahnhof stiegen wir in die Bahn ein – soweit alles nach Plan. Doch kaum war die Bahn angerollt, tauchte ein Schaffner wie aus dem Nichts auf, lachte über unseren erbärmlichen Versuch mit dem Seishunjuuhachikippu den Nachtzug nehmen zu wollen und donnerschockte uns aus dem Schienenfahrzeug!

Soviel zum Plan. Als die Tränen versiegten, stellten wir fest, dass wir wieder in Himeji waren, nahmen uns eine Box im Mangakissa und stiegen dann in die erste Bahn am nächsten Morgen. Wir fuhren Stunden durch grüne, bergige und verschneite Landschaften, auf denen noch lyrisch der Morgentau "ruhte".

Tottori ließ nach Ankunft zunächst nichts von seiner Wüstenlandschaft erahnen. Es offenbarte sich uns ein ganz gewöhnliches japanisches Stadtbild. Dann entdeckten wir ein Schild, welches die sagenumwobene Tottori-Wüste in 5km Entfernung anpries. Unbeirrt gingen wir los. Nach einer Stunden Fußmarsch und gefühlten 20km, aber mindestens 5km, hatte sich am Stadtbild nichts geändert und vor allem waren nicht ansatzweise Anzeichen einer Wüste in Aussicht. Nach einiger Zeit zeichnete sich Etwas in weiter Ferne ab. Eine Wüste? Nein, nur die Fata Morgana einer Wüste…
Ungläubig nahmen wir nach einiger Zeit ein Schild zur Kenntnis, das eine Wüste in 2,5km voraussagte! Die Strecke nahm kein Ende und der Japaner, der jener Zeit die Strecke vom Bahnhof bis zur angeblichen Wüste abgemessen hat, tat auch gut daran, uns nicht über den Weg zu laufen!

Müde, verschwitzt und am Ende unserer Kräfte kamen wir endlich in Japans einziger Wüste an. Auf einmal lag sie vor uns! Majestaetisch, erhaben, sandig. Nur streng genommen war es gar keine Wüste, sondern eher eine große Dünenlandschaft! Aber Japan wäre nicht Japan, wenn es nicht versuchen würde, aus jeder Sandkiste auch die Wüste Gobi zu machen! Also ließ man fröhlich Kamele aus der Mongolei einfliegen. „Wer geht schon zu Fuß durch eine Wüste, wenn er auch auf einem Kamel reiten kann“, dachte ich mir und liess mich nicht lang bitten.

Ganz schoen hoch, so ein Mongole! Und mit dem Mundschutz sieht "Cherry-chan" aus wie son pleziger Vogelstrauss!



Wir hatten Glueck. An diesem Tag schien die Sonne und der Himmel war blau. Wuestiger hatte es kaum sein koennen. Ob ihr es glaubt oder nicht, am naechsten Tag schneite es. 24Stunden nach diesen Aufnahmen war nichts mehr vom Wuestensand zu ahnnen...


So dumm wie wir ueber die hiesigen Kamele gestaunt haben, wurden wir auch von den japanischen Touristen begutachtet. Als wir wie brave Zirkuselefanten mit zwei Fingern das in japanischen Genen nachgewiesene Piece-Zeichen formten, hagelte es das Selbige dutzendfach begleitet von ekstatischen Jubelschreien zurueck (siehe Foto Mitte).

Nach 2 Stunden Sandkastenfreude klebte uns der Sand unter und an den Fuessen, in saemtlichen Koerperoeffnungen und ueberall sonst, wo man Sand nicht so gerne hat. Damit hatte es sich auch ausgetobt in unserer Wuestenduene und wir nahmen den Bus zurueck zum Bahnhof. Dort haben wir schnell ein japanisches Reisgericht reingestell und schon konnte es weiter gehen!

Next Stop: Osaka!

Wie auf magische Weise landeten wir wieder an der Station in Osaka, wo wir uns auch bei unserem letzten Trip im Oktober umgesehen hatten und checkten zur Abwechslung (bzw. zur Erholung) mal in ein Hotel ein! Es gab noch einiges zu entdecken...