Montag, 29. Dezember 2008

Travelling - der zweite Akt

Von Fernweh gepackt ging es auch in der Vorweihnachtswoche wieder auf Reisen. Laut Reiseplan sollten dieses Mal mit 金沢 Kanazawa, 高山 Takayama und 松本 Matsumoto drei sehenswerte, aber längst nicht so sehr von Touris in Beschlag genommene Städte wie Kyoto, erkundet werden. Dazu führte uns der Weg - mal wieder mit dem allseits beliebten Naitobasu (Nachtbus) - zunächst auf die andere Seite, die Westküste Japans, nach Kanazawa! Travel On!
Ach ja, da fällt mir ein, in letzter Zeit werde ich oft von Freunden und Familie gefragt, "wo liegt denn eigentlich dieses Japan?" oder "Ist Kyoto nicht diese Insel rechts von Korea?" oder auch "Essen die nicht auch Hunde?".
Da viele japanische Städte, abgesehen von Tokyo und Kyoto, international nicht so bekannt sind, dachte ich mir, ich bastele euch mal eine Karte, damit ihr auch immer ungefähr wisst, wohin es mich verschlagen hat! ;)


Und nein, die Japaner essen keine Hunde! Das wären höchstens die Jungs unter der roten Flagge nebenan, aber auch das wohl nur noch am Wochenende oder so. Ich bin da aber auch nicht so gut informiert.


Anywayz, Kanazawa! Mit 450.000 Einwohnern eine der größeren Städte auf der Westseite Japans. Kanazawa ist bekannt für die vielen traditionellen Straßen, die der Stadt auch den Spitznamen "Klein Kyoto" eingehandelt haben. Die wohl größte Attraktion ist aber der Kenrokuen, einer von den drei Sanmeien, Japans drei berühmte (perfekte) Gärten!! War aber auch wirklich schön anzusehen und ist bestimmt noch beeindruckender in Frühling und zur Kirschblütenzeit oder im Sommer, wenn er seine volle Flora-Pracht offenbart oder auch im Herbst, wenn sich die Blätter verfärben...
Gut, aber immerhin hatten wir blauen Himmel und das hartnäckige Moos gab sich auch alle Mühe, das andere, saisonabhängige Gewächs zu ersetzen! Aber selbst im Winter ist der Garten definitiv einen Besuch wert!


Danach ging es weiter zur Burg von Kanazawa, auf deren Vorgarten man sicher super kicken kann!


Anschließend wanderten wir in den Nordwesten der Stadt, in das Tempelviertel. Wir kauften uns ein Bündel Mandarinen, gaben uns dem Schlendrian hin und genossen den Tag im "kleinen Kyoto". Auf den ersten Blick sehen die Häuser zwar geschlossen aus, aber wenn man durch die Holzfenster guckt, findet man oft kleine Boutiquen, Ateliers oder Cafés.

Nach einer gemütlichen Pause am Fluss X ging es weiter in den Südosten der Stadt, wo wir den Ninjatempel aufsuchen wollten(man kann sagen, was man will, aber Ninjas are solid and awesome!). Leider waren wir zu spät für eine Führung und so mussten wir unverrichteter Dinge die Segel streichen.
Na ja, dachten wir uns, man kann halt nicht alles haben (perfekter Garten, Kyoto in Kanazawa UND Ninja)!


Langsam dämmerte es. Das war nicht gut, denn nachts kann man schlecht Städte besichtigen, außerdem wird man müde, ergo man muss schlafen (kennt man ja). Das ist auf Reisen immer ein Problem, solange man nicht ein Hotelzimmer etc gebucht hat. Was wir natürlich nicht gemacht hatten.
Aber wie schon in Osaka hieß die Lösung Mangakissaten !
Wie im letzten Reisebericht schon angedeutet, kann man sich in diesen Mangacafés stundenweise kleine Kabinen mieten, die mit TV, PC, ´nem gemütlichen Sessel und einem Fußhocker ausgestattet sind. Im Preis inbegriffen waren dieses Mal eine Vanille-Softeis-Flatrate, Kaffee, Kakao und sonstige Getränke sowie Popcorn und Massagenstühle (neben den üblichen Manga und Zeitschriftenschnickschnack). Für 10 Stunden bezahlt man ungefähr zwischen 16 und 20€, was im Vergleich zu Temple Inns (25-35€) und Hotels (unbezahlbar) ziemlich günstig ist. Da freut sich der Budget-Traveller!

Am nächsten Tag ging es weiter nach Takayama, das vor allem für seine kleine traditionellen Gassen Straßen, die an die Edo-Periode erinnern, bekannt ist. Am Bahnhof angekommen wurden wie quasi erschlagen von dem monumentalem goldenen Dachgewölbe des palastartigen Gebäudes, das sich im Süden vor den Toren der Stadt abzeichnete.


"Da müssen wir hin", dachten wir uns und waren zunächst auch gar nicht stutzig darüber, dass dieser Palast in keinem Reiseführer und auf keiner Takayama-Karte eingezeichnet war.
Der Weg dahin war weit. Ich weiß nicht, wie lange wir gingen, aber es waren bestimmt fünf Stunden, mindestens aber 30 Minuten!

Als wir endlich ankamen, nahm sich das Gebäude noch größer und mächtiger aus und war übersät mit allen möglichen religionsträchtigen Zeichen und Symbolen. Nach ca 10.000 Stufen kamen wir endlich an einer Art Rezeption an. Eine robotorartige Dame wies uns an, uns einzutragen und gab uns ein Pamphlet. Als wir den Hauptsaal betraten (bzw. die "Great Hall of Worship", wie wir nachher erfuhren), bot sich uns ein schräges Bild: Vom Altar her, der aus einer großen Bühne und einem 1mx20m langem Aqaurium bestand, ertönte ein Singsang von einer Gruppe "Betender". Mit mulmigen Gefühl im Magen schritten wir langsam rückwärts, um schnell aus diesem Laden herauszukommen. Fluchtartig fielen wir die Treppen hinab und wurden alle 10 Stufen seltsam von irgendwelchen Anhängern dieser Gemeinschaft begrüßt. Kurz bevor wir das Areal verlassen konnte, stellte sich uns noch eine alte Frau in den Weg, die uns ausdrücklich dazu riet, uns an irgendeine Adresse aus Luxemburg zu wenden. Mit letzten Kräften gelang es uns, uns aus den Klauen der Frau zu befreien und schnell zurück Richtung Zivilisation zu flüchten! Phew!

Nach ein wenig Recherche habe ich später erfahren, dass es sich um eine fiese Sekte handelte und dass dieses Gebäude nichts weniger als deren "World Shrine" aka HQ ist! Aus eigenem Schutz möchte ich den Namen der Gemeinschaft hier nicht nennen (sonst schreiben die noch fiese Kommentare und klopfen bald als Zeugen Jehovas getarnt an meiner Tür!), aber gesagt sei, dass die Brüder eine theokratische Weltherrschaft anstreben (wie kreativ!) und der Ansicht sind, dass nicht Jesus, sondern ein Double am Kreuz starb und The Real Jesus Christ nach Japan (!) geflüchtet sei.
Gut, mag ja alles sein..anywayz, koscher sind die Jungs mir nicht!

Back to Takayama und ab ins Hida no Sato (Museumsdorf)!



Dieses Open-Air Museum hat mir ziemlich gut gefallen. Zeigt es doch authentisch, wie die Menschen dieser Region früher lebten. Alle Häuser waren begehbar und zeugten von der beruflichen Tätigkeit, der ihr früherer Bewohner nachging.


Nach 2 Stunden Onsen (Thermalbad) ging es zurück ins Temple Inn, ehe wir am nächsten Morgen nach Matsumoto aufbrachen!

(Bild: Gemütliche Straßen im Zentrum Takayamas im Edo-Style. Die Häsuer beinhalten viele Restaurants und Sake-Brauereien.)


Von Takayama nach Matsumoto nahmen wir den Bus, der gemütlich mit uns durch die japanischen Alpen tingelte. An der höchstgelegenen Station machten wir kurz Rast und da draußen sogar Schnee lag, hatten wir noch die Gelegenheit, im Schnee herumzutollen! *hui
Und, bevor wieder alle fragen, japanischer Schnee schmeckt nicht nach Sushi! ;)

Matsumoto liegt im Zentrum Japans, wenn man so will, und ist vor allem stolz auf seine Burg Matsumoto-Jō! Die Burg Matsumoto ist nicht nur das Wahrzeichen der Stadt, sonder gehört auch zu den " 4 National Treasures" Japans! Die anderen drei Burgen sind in Himeji, Inuyama und Hikone. Erstere werde ich wahrscheinlich Anfang Januar besichtigen und dann von meiner Liste streichen können (gotta get ´em all!)



Zum Abschluss der Reise gönnten wir uns noch mal schön Fisch und Reis und dann ging es auch zurück nach Tokyo!

In dem Jahr, in dem ich hier bin, habe ich mir vorgenommen, so viel wie möglich vom Land zu sehen. Mit diesem Trip habe ich Zentral Honshūs abgedeckt. Fehlt nur noch der Norden und der Westen Honshūs, Hokkaidō, Shikoku, Kyūshū und natürlich Okinawa, das japanische Hawaii (500km südlich von Kyūshū)! ;)
Aber Anfang Januar gehts nach Hiroshima, Kobe, Nara und Nagoya! Das wird größte Reise werden bis dato!

Yosh! Das soll es auch von meiner Seite für dieses Jahr gewesen sein!
Ich wünsche euch allen einen guten. feuchtfröhlichen Rutsch ins neue Jahr!

Ich bin mal auf Sylvester in Tokyo gespannt!

Bis nächstes Jahr und vielen Dank fürs Lesen und Posten!

*Go out with a bam!
(Tetsumakisenpuukyaku!)



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