Mittwoch, 14. Januar 2009

Von schwebenden Torii, heiligen Rehen und verheirateten Steinen (Tag 1)

Reisebericht Tag 1:
Von Tokyo ging es mal wieder mit dem allseits beliebten Nachtbus in Richtung Hiroshima, am östlichen Ende der Hauptinsel Honshuu gelegen. Die Fahrt im Naitobasu war eine Qual, sage ich euch! 12 Stunden Fahrt ohne Toilette, aber immer wieder mit Toilettenstopps, wenn man gerade eingeschlafen war!
Müde aber glücklich kamen wir jenen Montagmorgen um 8 Uhr in Hiroshima an. Die meisten Menschen assoziieren Hiroshima augenblicklich mit dem Abwurf der Atombombe am 6. August 1945 und der damit einhergehenden Zerstörung (Das Bild, aufgenommen im Museum, zeigt eindrucksvoll, wie gewaltig die Explosionskraft von "Little Boy" gewesen sein muss).

Historic Sidekick (and correct me If I´m wrong):
Die Amerikaner haben den Japanern im Potsdamer Abkommen verschwiegen, dass sie ihr Tenno-System (Kaiser als staatliches Oberhaupt) nach Kapitulation beibehalten dürften, was einer Hauptgründe darstellte, den Krieg aufzugeben (der an sich schon verloren war). Kurz vor dem Potsdamer Abkommen bekam Truman den Anruf, die Entwicklung der Atombombe sei abgeschlossen...

Warum warfen die Amerikaner nun die Atombombe? Das weiß ich auch nicht, aber
- Vielleicht weil die Konfrontation mit Russland bevorstand und durch den Abwurf der Atombombe sich Amerika nicht nur als "stärkste" Siegermacht präsentiert hat, sondern auch gleichzeitig Russland ein Warnsignal abgegeben hat ("guckt mal, was wir können") und darüber hinaus noch die alleinige Besatzung Japans übernehmen konnte?
- Vielleicht auch um die enormen Entwicklungskosten der Massenvernichtungswaffe zu rechtfertigen?
- Vielleicht wurde auch die Verweigerung der Kapitulation Japans als Vorwand genommen, nicht gleich in das Land einmarschieren zu müssen, sondern um die Bombe zu testen (schließlich wurde einmal Uran und, im Falle von Abwurf von "Fat Man" über Nagasaki, Plutonium als Spaltmaterial benutzt)?

Na ja, who knows...

Nach dem Wiederaufbau wandelte sich Hiroshima rasch in einen Industriestandort und ist heute eine bunte, lebhafte Stadt.

Im Stadtzentrum befindet sich der Peace Memorial Park mit dem weltweiten bekannten Friendensmuseum sowie vielen weiteren Monumenten und Gedenkstätten.

Auf dem linken Bild ist die Atombombenkuppel zu sehen, deren konservierte Überreste eine einschüchternde Gedenkstätte abgeben und als Symbol für den Weltfrieden dienen sollen. Das Gebäude diente damals als Industrie- und Handelskammer und befand sich beim Abwurf der Atombombe nahezu im Hypozentrum (Ground Zero). Trotz Proteste (!) von den USA und China wurde der A-Bomb Dome 1996 in
die Liste der Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen.

Überquert man eine Brücke gelangt man auf das Hauptgelände des Parks, wo sich das Museum befindet. Inmitten der Parkanlage steht ein Cenotaph oder Scheingrab, ein Ehrenmal für all diejenigen, die durch die Atombombe umkamen. Der Blick durch das Cenotaph führt durch die Flamme des Friedens bis hin zur Atombombenkuppel.

Nach einem Blick auf die Karpfenburg ging es mit der Tram in Richtung Miyajima. Miyajima, wörtlich Schreininsel, gilt seit jeher als heiliger Ort. Die Insel gehört zusammen mit zwei anderen Landschaften (in denen ich noch nicht war -_-) zu den drei schönsten Landschaften Japans, den Nihonsankei *bam!



Das Wahrzeichen der Insel das sogenannte schwebende Torii, das vor dem Itsukushima-Schrein steht, wovon ein Teil auf dem Bild links zu erkennen ist. Schrein und Torii sind ebenfalls Weltkulturerbe. Jede Japanerin, (fyi) die die Insel erst seit dem 20. Jahrhundert betreten dürfen, träumt wohl davon, auf dem Steg des Itsukusushima-Schreins zu heiraten. Früher war es dem Pöbel verboten, auf der heiligen Insel zu wandeln und diejenigen, die das Privileg hatten, paddelten zunächst durch das Torii, was den Eingang zum Reich der Götter oder so darstellt.


So langsam wurde es auch dunkel. Wir verabschiedeten uns von dem floating torii und den vielen netten Rehen, die da so rumlaufen wie andersowo Ungeziefer und schipperten gemütlich auf das Festland zurück. Nach einem Spaziergang durch das nächtliche Hiroshima checkten wir in unsere 1x1m große Box im Mangakissaten ein und ließen den Tag bei Softeis und Kakao an der FreeDrink-Bar ausklingen~



Doch um 5 Uhr morgens sollte schon wieder der Wecker klingeln...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Impressive!
ich als history student kann deine erklärungen bestätigen, nothing to correct ;-)
hatte letztes sem nen kurs zu massenvernichtungswaffen und die wollten indeed nur
1.posen bzw. den wettlauf gewinnen
2.forschungsgelder rechtfertigen
3.makabererweise testen, wie sich das ganze denn nun wirklich auf zigtausend menschen auswirkt

P.S.: gibts bei den mangakissaten kein free asahi super dry?